aus der Völuspá (Liederedda)
Eine Esche weiß ich stehen, sie heißt Yggdrasill,
ein hoher Baum, überschüttet mit glänzendem Nass;
von dort kommt der Tau, der in den Tälern niederfällt,
sie steht immergrün über dem Urdbrunnen.
Von dort kommen Mädchen, viel wissende,
drei aus dem Wasser, das unterm Baum liegt;
Urd hieß man die eine, die andre Werdandi,
- sie ritzen ins Holz-, Skuld die dritte;
sie legten Bestimmungen fest, sie wählten das Leben
den Menschenkindern, das Schicksal der Männer.
aus dem Grimnirlied (Liederedda)
Drei Wurzeln ziehn sich nach drei Seiten hin
unter der Esche Yggdrasill;
Hel wohnt unter einer, unter der zweiten die Reifriesen,
unter der dritten die Menschenwesen.
Ratatosk heißt das Eichhörnchen, das herumspringt
an der Esche Yggdrasill;
die Worte des Adlers trägt es von oben herab
und sagt sie unten Nidhögg*.
*der hassvoll Schlagende - Drache, der die Toten frisst
Vier Hirsche sind's auch, die mit gebognen Hälsen
an den Trieben nagen: [...]
Mehr Schlangen liegen unter der Esche Yggdrasill,
als jeder dumme Tor glaubt.
Goinn und Moinn, sie sind Grafwitnirs* Söhne[...]
ich meine, dass sie immer die Zweige des Baumes abfressen werden.
*der Grabeswolf
Die Esche Yggdrasill erduldet Mühsal,
mehr als man weiß;
der Hirsch weidet oben, und an der Seite fault es,
Nidhögg beschädigt unten.